Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat am 14.11.2023 seine Pläne für deutsches Wasserstoffnetz vorgestellt. Bis 2032 soll ein 9.700 Kilometer langes Netz entstehen. 19,8 Milliarden Euro will der Bund dafür investieren. Nach der Entscheidung für vier Wasserstoff-Forschungsstandorte im Jahr 2021 wäre das der nächste sinnvolle Schritt, wenn all diese Innovationszentren in das Netzwerk eingebunden sind – SIND SIE ABER NICHT!
Das „Hydrogen and Mobility Innovation Center“ in Chemnitz spielt in den Planungen des Bundeswirtschaftsministers keine Rolle. Da darf schon die Frage erlaubt sein, wie der Forschungsstandort Chemnitz eine treibende Kraft für diese Zukunftstechnologie sein soll, wenn sinnbildlich der Kraftstoff fehlt.
Die ministerielle Ignoranz bzw. die offenkundige Fehlentscheidung löste in allen Bereichen von Wirtschaft, Politik und Gesellschaft Unverständnis und Entsetzen aus. Oberbürgermeister Sven Schulze nannte das vorliegende Ergebnis gegen die Stadt Chemnitz noch sehr diplomatisch „ein Nichtanerkennen von Fakten, die auf der Hand liegen.“
Da ist es auch wenig hilfreich, wenn man aus den Reihen der Parteien der Regierungskoalition in Berlin versucht, die Fehlentscheidung klein zu reden. Der Verweis auf die zweite Ausbaustufe nach 2032 oder eine kleinere Anbindung an die Haupttrasse als Option für die nächsten Jahre machen die Entscheidung nicht besser. Auf das Prinzip „Hoffnung“ zu setzen, hat sich in den letzten Jahren als schlechtes Entwicklungskonzept erwiesen. Die Anbindung der Stadt Chemnitz an das Fernbahnnetz ist dafür ein bitteres Lehrbeispiel. Fakt ist, dass die erste Planungsstufe abgeschlossen ist und vor dem Jahr 2032, wenn überhaupt, kein neuer Anlauf für ein zweites Hauptnetz genommen wird.
Es steht außer Frage, dass die laute Kritik aus Chemnitz, und darüber hinaus dem Freistaat Sachsen, im Bundeswirtschaftsministerium angekommen sein wird. Ob man diese berechtigte Kritik ernst nimmt, mit viel Schweigen ignoriert oder als unangemessen in Zweifel ziehen wird, ist aktuell nicht vorhersehbar. Die Chemnitzer Unternehmen und der Chemnitzer Stadtrat haben bisher jedenfalls ihre Hausaufgaben gemacht. Auf Seiten der Wirtschaft, der Forschung und Lehre sind bereits große Anstrengungen unternommen worden, das Thema bestens zu platzieren.
Der Stadtrat hat bereits seit 2020 Beschlussvorlagen (bspw. die B-106/2023, Beitritt der Stadt Chemnitz zum Bund der Wasserstoffregionen) und Beschlussanträge (bspw. der BA-102/2020, Wasserstoff-Technologie) verabschiedet, im Regelfall einstimmig oder mit großer Mehrheit. Und auch das Chemnitzer Umland gestaltet den Prozess aktiv mit.
Insgesamt betrachtet, kann man sagen, dass in der Region Chemnitz schon Millionen von Euro privatwirtschaftlich in die Zukunftstechnologie „Wasserstoff“ investiert wurden. Darüber hinaus hat man seitens des Bundes über 70 Millionen Euro für die Errichtung des „Hydrogen and Mobility Innovation Center“ in Chemnitz bereitgestellt. Ohne Anbindung an das Hauptwasserstoffnetz des Bundes läuft man Gefahr, dass ein Großteil des Geldes bildlich gesprochen „verbrannt“ wird. Im Bundeswirtschaftsministerium darf man sich intern durchaus die Frage stellen, ob man tatsächlich gewillt ist, dieses mögliche Szenario Wirklichkeit werden zu lassen oder man die Region Chemnitz als erweiterten Planungsansatz JETZT in das Bundesnetzprogramm noch aufnimmt. Um die Entscheidung etwas zu vereinfachen, hilft vielleicht ein Zitat von Jules Verne: „Ich glaube, dass Wasser eines Tages als Brennstoff benutzt wird, dass Wasserstoff und Sauerstoff, aus denen es besteht, einzeln oder zusammen, eine unerschöpfliche Quelle von Hitze und Licht sein werden.“